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05.11.2013, Frank Puskarev

ELTIF - Stiftung Warentest für Hedgefonds?

Hintergrund zum Vorschlag der Kommission zu Europäischen Langfristigen Investment Funds

Finance watch beschreibt das vorhaben sehr kurz und bündig wie folgt:

"The European Long-Term Investment Fund, or ELTIF, is a new type of collective investment framework allowing investors to put money into companies and projects that need long-term capital. It is aimed at investment fund managers who would be able to offer long-term investment opportunities to institutional and private investors across Europe, e.g. in infrastructure projects.

ELTIFs are designed to increase the amount of non-bank finance available for companies investing in the real economy of the European Union. Action is needed at European level as there is no consistency among the funding vehicles in Member States, where they exist. It is also not always clear whether such funds are really focused on long-term investments such as infrastructure projects. Existing funds can only raise money in one Member State as they are not accepted across national borders. This fragmentation means that the growth of funds is limited."

Nach einer ersten Durchsicht des Vorschlages der Kommission haben wir für uns als LINKE folgende Position erarbeitet:

Grundsätzlich finden wir: Gute Idee. Es ist dringend notwendig, wieder mehr Kapital der Real-Ökonomie zur Verfügung zu stellen. Die langfristige Bindung der Anleger ist geeignet, kurzfristige Gewinn-Strategien zu vermeiden. Es ist richtig, die Manager solcher Fonds hart zu regulieren und Quoten für die Streuung und die mögliche Kreditaufnahme zu setzen.

Unsere Kritik auf den ersten Blick:

Es wird die Gelegenheit verpasst, solche langfristigen Fonds an den Zielen der EU zu orientieren: Nachhaltigkeit in Sachen Soziales, Ökologie und Beschäftigung. Stattdessen wird mit der Ausrichtung ggf weitere Blasenbildung befördert, wenn insbesondere Investitionen in Immobilien gefördert werden sollen. Auch die Ausrichtung auf Infrastruktur-Projekte ist zu kritisieren, da diese Form der PPP schon in der Vergangenheit und europaweit zu Lasten der öffentlichen Haushalte ging und auch künftig keine Veränderung diesbezüglich zu erwarten ist. Die meisten Infrastruktur-Projekte sind originäre Aufgabe des Gesellschaft (Autobahnen, Energieversorgung, auch Bildung etc...) und sollten grundsätzlich nicht Gewinninteressen unterworfen sein.

Ebenso sind wir nicht überzeugt, dass solche Fonds derart hohe Anteile (bis 30 Prozent) weiterhin am Markt für kurzfristige Anlagen incl. Derivaten anlegen sollen dürfen. Wir wollen diese Form der Anlagen zurückdrängen, die Quote sollte also deutlich geringer, wenn nicht gar ganz gestrichen werden.

Ebenfalls sinnvoll erscheint es uns, entgegen dem Vorschlag der Kommission doch feste Haltezeiten für die Fondsanlagen vorzuschreiben. Sollte dies nicht geschehen wird dieser Vorschlag als irreführendes Gütesiegel a la Stiftung Warentest für ordinäre Hedgefonds wie Cerberus missbraucht. Deren Wirkung auf dem Wohnungsmarkt lässt sich derzeit besonders gut in Deutschland betrachten, wo selbst die derzeit verhandelnde wahrscheinliche grosse Koalition sich genötigt sieht, dem Treiben mit Mietpreisbemsen einhalt zu gebieten. Soll also tatsächlich ein Swift vom kurzfristigen Gewinnstreben zu langfristigen und nachhaltigen Investitionen gelingen sollten wir oben stehende Änderungen ernsthaft diskutieren.