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16.05.2014, Thomas Händel

Händel's Woche

Woche 20 - 2014

Gisela Kessler ist am 14. Mai gestorben.

Es war 2004 etwa zur gleichen Zeit. Wir hatten gerade die Initiative Arbeit und soziale Gerechtigkeit" gestartet. Die Wellen der Resonanz schlugen über uns zusammen. Wir wussten nicht wo wir zuerst hinlangen sollten. An einem Sonntag gegen halbacht erreicht mich ein Anruf. Gisela Kessler: "Ich habe gehört ihr könnt jede Hilfe brauchen". Ich war begeistert. Am nächsten Tag übernahm Gisela unser winziges Büro und packte an was immer zu tun war.

Das war Gisela. Sie wollte "arbeiten und kämpfen, dort, wo das Leben ist." Sie brachte ihre unendliche Erfahrung aus gewerkschaftlichen und politischen Kämpfen in ihrem langen Leben in unsere neue Bewegung ein: als Jugendvertreterin, Frauensekretärin, im Kampf "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", als Erstunterzeichnerin des "Krefelder Appells" gegen den NATO-Doppelbeschluss und als stellvertretende Vorsitzende von ver.di. Gisela war keine "Theoretikerin". Für sie war Theorie immer der Kompass für die Praxis. Gisela wollte nie dominieren, aber sie war immer da. "Ich konnte auch ohne Funktion und ohne große Rollen" sagte sie einmal. Sie hatte Sinn für das wesentliche einer Bewegung, die gemeinsame Grundüberzeugungen. Und Gisela war diejenige, die uns Jüngere auch mal "am Ohrläppchen ziehen" durfte und mußte.

Oft habe ich mit Gisela nächtelang über die Entwicklung unserer Partei und deren Weiterentwicklung diskutiert. Häufig drehten sich unsere Gespräche um das, was Michael Schumann 1994 einmal sehr präzis beschrieb: "Eine Partei braucht gemeinsame Grundüberzeugungen. Ohne den permanenten Dialog unter uns und mit anderen über unsere Geschichte und unsere Ziele gerät der innerparteiliche Pluralismus zum politischen und ideologischen Partikularismus unterschiedlicher Fraktionen und Gruppen, die nicht mehr gemeinsame Überzeugungen weiterentwickeln, sondern nur noch zur Wahrung vermeintlicher Besitzstände miteinander »verhandeln« wie misstrauische Emissäre konkurrierender Mächte. Das Gemeinsame besteht dann nur noch in der Partei als äußerlicher Organisationsform, aber nicht mehr in der Gemeinsamkeit der Maßstäbe, der Gemeinsamkeit des Bewußtseins geschichtlicher Herkunft und Perspektive."

Darauf hat Gisela immer hingewiesen "Ich bin glücklich, dass wir sagen können: Die Linke - es gibt sie. Was auch daraus wird, Kinderkrankheiten kennen wir. (...) Man braucht Hände und Kopf, das Scharnier dazwischen sind solidarische Gefühle. Das ist meine Formel. Und schon im Wahlkampf (...) entsteht so etwas. Die da mitgemacht haben, sind danach nicht mehr dieselben wie vorher.".

Sie wird uns fehlen - mit Rat und Tat. Aber sie ist unter uns.

*

Liebe Genossinnen und Genossen,

Der Wahlkampf geht in die letzte Runde! Jetzt gehts um ein gutes Ergebnis für die Linke!

Ich weiß - viele sind müde vom Dauerwahlkampf der letzten 12 Monate.

Ich bitte euch: mobilisiert die letzten Kräfte. Rund ein Drittel der Wähler entscheiden sich erst in der letzten Woche! Sie zu überzeugen ist unsere Aufgabe - im Straßenwahlkampf, bei der Tür zu Tür-Verteilung an den Infoständen.

Und unser Hauptaugenmerk sollten wir auf die Mobilisierung derjenigen richten, die in den letzten Jahrzehnten immer weniger wählen gehen: die Menschen in den unteren Einkommensschichten.

Jede Stimme zählt!

Euer Thomas Händel