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08.06.2011

"Abschied vom gemeinsamen Gedächtnis Europas"

Zum Tod des spanischen Schriftstellers und Politikers Jorge Semprun. erklären Thomas Händel und Gabi Zimmer im Namen der Delegation der LINKEN im Europäischen Parlament :

Mit Jorge Semprùn verlieren Europa und die Welt einen großen Radikalen, Freidenker und Intellektuellen. Der 87jährige kämpfte ein Leben lang gegen den Faschismus in all seinen Ausprägungen. Als überzeugter Europäer forderte er, das "gemeinsame Gedächtnis Europas wiederaufzubauen"; die Menschen innerhalb der Europäischen Union seien "halbseitig gelähmt". Seinen Appell für mehr Toleranz richtete er an die Menschen Westeuropas: "Was wissen wir, Westeuropäer, wirklich, ernstlich von dem halben Jahrhundert Mittel-und Osteuropas unter den aufeinander folgenden totalitären Systemen des Nazismus und des Stalinismus?"

Europas Rechte ist auf dem Vormarsch. Antisemitische, romafeindliche und rassistische Stimmungen artikulieren sich in Deutschland, Frankreich, Italien, Ungarn und anderen Staaten Europas. Die Wirtschaftskrise bereitet dem rechten Mob den Boden. Die Europawahlen Anfang Juni 2009 und nationale Parlamentswahlen haben rechten Parteien in vielen Mitgliedsstaaten der EU deutliche Stimmenzuwächse beschert.

Gerade heute braucht Europa mutige Aufrührer und Vordenker wie Jorge Semprùn. Wir bedauern den Tod des ehemaligen KZ-Häftlings und Literaten und setzen den Kampf der Linken Europas gegen Faschismus, Fremdenhass und soziale Ungerechtigkeit fort. Wir unterstützen die Jugendproteste der "Indignados" in Spanien und anderen Ländern Europas, die für eine gerechtere Gesellschaft kämpfen.

Europa wird entweder sozial, oder nach dem Gedächtnisverlust droht bald der Herzstillstand.

 

Strasbourg, 8. Juni 2011