Rente mit 70?
Anhebung der Lebensarbeitszeit verschärft Altersarmut
Zum Grünbuch der Kommission zur Reformierung der Rentensysteme äußern sich Gabi Zimmer, Koordinatorin der Linksfraktion im EU-Parlament für den Beschäftigungsausschuss, und Thomas Händel, Mitglied des Beschäftigungsausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft und Währung:
"Die Forderung der Kommission gründet auf der Annahme, dass prekäre, befristete Beschäftigungsverhältnisse das Zukunftsmodell einer modernen europäischen Arbeitsgesellschaft seien. Die Erfahrungen in allen EU-Mitgliedstaaten zeigen aber, dass es für ältere Menschen schwieriger wird, würdige Arbeit, die ihrer Lebenserfahrung, ihrer Leistungsfähigkeit und ihren Vorstellungen entspricht, zu finden. Deshalb birgt jede weitere Anhebung der Lebensarbeitszeit die Gefahr, die Armut bei älteren Menschen zu verschärfen", sagte Gabi Zimmer zum Vorschlag der EU-Kommission, das Renteneintrittsalter weiter anzuheben.
Thomas Händel ergänzt:
"Statt einer Erhöhung des Renteneintrittsalters und Privatisierungen von Rentenversicherungen bedarf es einer drastischen Senkung der Wochen- und Lebensarbeitszeit, einer Neuverteilung von Arbeit und Neudefinierung von gesellschaftlich notwendiger Arbeit. Wir fordern Kommission, Rat und Mitgliedsstaaten auf, für ein solches solidarisches Konzept die ihnen zur Verfügung stehenden Instrumente wie die Offene Methode der Koordinierung zu nutzen, anstelle ohne jede Kompetenz die sozialen Sicherungssysteme der Mitgliedsstaaten weiter zu zerschlagen."
Strasbourg, 7. Juli 2010
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Sonja Giese
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